Ein Blick zur Wand und Sie wissen die Uhrzeit – was heute selbstverständlich ist, hat eine lange Geschichte hinter sich. Denn Wanduhren gab es nicht immer und haben sich erst im Laufe der Zeit entwickelt. Von der ersten Zeitmessung mit der Sonne bis heute zum dekorativen Zeitanzeiger an unseren heimischen Wänden sind rund 6.000 Jahre vergangen. Die folgenden Zeilen führen Sie auf eine Zeitreise durch die Geschichte der Wanduhr.

Zeitmessung: Vom Sonnenlicht über Wasser bis zum Pendel

Die erste Methode der Zeitmessung ist aus dem alten Ägypten bekannt, wo aufrechtstehende Obelisken mit dem Schatten des Sonnenlichts erste Angaben lieferten. Doch diese Zeitmessung funktionierte nur bei gutem Wetter und tagsüber.

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Erst vor rund 3.400 Jahren gab es Versuche, die Zeitmessung wetterunabhängig zu gestalten: mit Wasser. Diese sogenannten Wasseruhren, die mit dem Abfluss von einem Gefäß ins andere den Verlauf der Zeit anzeigten, gab es von China bis Griechenland. Zeitgleich verbreiteten sich erste Kerzenuhren, deren Abbrenngeschwindigkeit die Zeit ermittelten. Sie wurden jedoch bei Luftzug ungenau. Auch war Wachs ein teures Material. Mit Öllampenuhren wurden damals ebenfalls versucht, die vergangene Zeit dazustellen.

Erste Uhren mit einem Hemmungsmechanismus wurde bereits im 3. Jahrhundert vor Christus von einem Griechen entwickelt. Arabische Ingenieure erfanden schließlich im 11. Jahrhundert Uhren mit Zahnrädern und Wassergewichten. Um 1300 entstanden in Europa dann mechanische Uhren, die unterschiedliche Prinzip der Hemmung nutzten. Im 16. Jahrhundert folgten dann federgetriebene Uhren, Taschenuhren und ab 1650 die Pendeluhr.

Comtoise: Der Prototyp der Wanduhren, wie wir sie heute kennen

Wanduhren, wie wir sie heute kennen, kamen erst im Mittelalter in Europa auf. Als Mutter aller Wanduhren wird die sogenannten französische Comtoise-Uhr angesehen, die sich vom Ende des 17. Jahrhundert an verbreitet. Sie wurde in der Nähe von Morez hergestellt und war lange Zeit nur in Frankreich bekannt.

Grundstein dieser Entwicklung ist einer Legende nach die kaputte Klosteruhr von Saint-Claude in Morbier. Der Dorfschmied wurde mit der Reparatur beauftragt, stellt jedoch fest, dass die Uhr zu abgenutzt und nicht mehr reparabel war. Daher stellte er eine neue Uhr aus Eisen her. Dieser Erfolg war der Grundstein für die Fertigung zahlreicher Uhren mit Eisenwerk in verkleinertem Maßstab.

Die Comtoise-Uhr erfreute sich in Frankreich bald großer Beliebtheit. Sie war für (vorwiegend ländliche) Haushalte gedacht, die sich nur eine Uhr leisten konnten – daher ist der laute Schlag der Uhr eines der wichtigsten Kriterien, der im ganzen Haus oder auf dem gesamten Hof zu hören war. Doch auch ihre Solidität war ein Pluspunkt gegenüber beispielsweise zeitgleich entwickelten Schwarzwalduhren: Sie war einfach zu reparieren und sah zudem auch noch „prächtig“ aus. Auch galt ihr Preis als erschwinglich: Eine gängige Comtoise-Uhr kostet in der Mitte des 19. Jahrhunderts 15 bis 25 Franc.

Ein weiterer Vertreter der ersten Wanduhren war die französische Carteluhr, die von etwa 1730 bis ins 19. Jahrhundert hergestellt wird. Die federgetriebene Wanduhr fand viele Nachahmer in Österreich, der Schweiz und Schweden. Ende des 17. Jahrhunderts wurden auch erste Uhren gefertigt, die als Grundstein für die heutigen Schwarzwalduhren galten. Ihre Bauweise war einfach und diese Uhren bestanden vollständig aus Holz. Der Kuckucksruf kam mit dem Beginn des 18. Jahrhunderts hinzu, ebenso wie Orgelwerke in manche Schwarzwalduhren.

Von der Pendeluhr zu den heutigen Modellen an der Wand

Sowohl die französischen Wanduhren als auch die Schwarzwalduhr wurden seinerzeit mit einem Pendeluhrwerk betrieben. Diese Technik erreichte schon im 18. Jahrhundert die Genauigkeit der Zehntelsekunde. Heute wird diese Technik dennoch nur noch aus nostalgischen Gründen verwendet.

Denn ab dem 20. Jahrhundert wurde sie von hochpräzisen Quarzuhren (und später Atomuhren) abgelöst. Heutige Wanduhren verfügen meist über dieses Uhrenwerk, die aber auch als Funkuhren immer die richtige Zeit anzeigen.

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